Kaum ein Gebäudetyp hat ein schlechteres Image als der Plattenbau. Doch wer dort wohnt, kennt auch die Vorteile dieses 1910 entworfenen Wohnkonzepts, das sich vor allem in den osteuropäischen Staaten und der DDR durchsetzte.
IKEA made by GDR
Gleiche Maße und gleiche Schnitte der Wohnungen erleichterten dabei die Fertigung. Das hatte auch Folge für die Möbelproduktion: Auch hier wurde nach Norm gefertigt – schließlich mussten die Möbel in die durchschnittlich 62 Quadratmeter kleinen Wohnungen passen. Trotz der relativen Enge waren die Wohnungen sehr begehrt – sie verfügten über Fernheizung, ein großzügiges Wohnzimmer, einen Essbereich und besaßen ein Bad und Innen-WC, was damals noch nicht selbstverständlich war.
Außergewöhnlich waren auch die Möbelstücke, die in den Sechzigern extra für diesen Wohnungstyp entwickelt wurden. In einer Vorwegnahme des IKEA-Prinzips entstand nach der Idee von Rudolf Horn ein Möbelsystem, dessen Einzelteile immer wieder neu kombiniert werden konnten. In den Siebzigern ging der Trend hin zum Einheitslook. Beispiele für die Wohnkultur der ‘Platte’ zeigt die Fotoshow.
Heute – viele Jahre nach der Wende – gibt es wieder Liebhaber des extra für Plattenbauten entwickelten Mobiliars. Denn unter den alten Einrichtungsgegenständen finden sich auch Stücke, die inzwischen als Stil-Ikonen gelten – und die sich nicht nur in einer Plattenbauwohnung gut machen.
Endlich!
Endlich mal eine Ehrenrettung für die vielbeschimpfte “Platte”! Schließlich bot sie damals vielen Leuten eine komfortable Unterkunft, die vorher in alten, zugigen Altbauwohnungen untergebracht waren. Altbauwohnungen sind nämlich nur schön, wenn man auch das Geld hat, sie zu sanieren! Und teuer sanierte Wohnungen können sich nur wenige leisten.